Barrierefreiheit und Inklusion im Gastgewerbe

Barrierefreiheit ist nicht nur für behinderte Menschen Voraussetzung eines selbstbestimmten Lebens und eines stressfreien Urlaubs. Auch andere mobilitätseingeschränkte Personengruppen, zum Beispiel Eltern mit Kleinkindern, Unfallgeschädigte oder Senioren, profitieren von Maßnahmen der Barrierefreiheit:

Dieses Nachfragepotenzial wird sich in den nächsten Jahren durch den steigenden Anteil älterer Personen an der Bevölkerung und durch die zunehmende Reisefreudigkeit der Senioren deutlich erhöhen. In Bezug auf behinderte Reisende hat eine Studie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit ergeben, dass hier  Nachfragepotenzial besteht, das zur Zeit nicht befriedigt werden kann: Ein großer Teil dieser Zielgruppe würde häufiger verreisen und mehr Geld im Urlaub ausgeben, wenn es mehr passende Angebote für sie gäbe. Damit wird auch die steigende wirtschaftliche Bedeutung eines barrierefreien Tourismus deutlich.

Zahlreiche Tourismusanbieter haben in den vergangenen Jahren bereits beispielhafte Angebote geschaffen. Auch im Bereich Hotellerie und Gastronomie haben die Unternehmen sich zunehmend auf die Gästegruppe der mobilitätseingeschränkten Personen eingestellt und diese Zielgruppe besonders beworben. Wichtig ist aber, dass die Angebote zum barrierefreien Essen, Trinken und Übernachten nicht alleine stehen dürfen. Wer ein barrierefreies Angebot plant, muss die gesamte Tourismuskette von Information und Buchung, über An- und Abreise, bis zu Freizeit-, Sport- und Kulturangeboten im Blick haben. Schritte auf diesem Weg gehen immer mehr touristische Regionen.

Was bedeutet das für den DEHOGA und die Mitgliedsunternehmen im DEHOGA?

  • Der DEHOGA führt einen intensiven Dialog mit den Interessenvertretungen der behinderten Gäste.
  • Die Branche wird für dieses Thema sensibilisiert und informiert.
  • Die rechtlichen Rahmenbedingungen für den Bau- und die Konzessionierung von Gaststätten müssen bei der Betriebs- und Existenzgründungsberatung berücksichtigt werden.
  • Die Betriebe müssen über Förder- und Vermarktungsmöglichkeiten barrierefreier Angebote informiert werden.
  • Architekten müssen bei Neu- und Umbauten gezielt auf Möglichkeiten und Kosten der barrierefreien Gestaltung angesprochen werden. Ein nachträgliches Umrüsten verursacht deutlich höhere Kosten, als eine Berücksichtigung dieser Aspekte in der Planungsphase.
  • Hoteliers und Gastronomen in interessierten touristischen Regionen und Städten müssen vor Ort Netzwerke bilden, um für behinderte und ältere Gäste attraktive Destinationen zu entwickeln.
  • Die Deutsche Hotelklassifizierung berücksichtigt Kriterien zur Barrierefreiheit.

Reisen für alle

Der DEHOGA wirkt aktiv in der Initiative "Reisen für Alle" mit. Dabei handelt es sich um ein vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördertes Kooperationsprojekt, das die Teilhabe aller am Tourismus anstrebt und das Ideal des barrierefreien Reisens in der gesamten touristischen Leitungskette verankern will.

In einer ersten Phase, 2011 bis 2014, wurden durch die seinerzeitigen Projektpartner, das Deutsche Seminar für Tourismus e.V. (DSFT) und die Nationale Koordinierungsstelle Tourismus für Alle e.V. (NatKo) auf Grundlage der DEHOGA-Zielvereinbarung branchenübergreifende Qualitätsstandards für die gesamte Reisekette entwickelt. Außerdem wurden Präsenz- und Onlineschulungen konzipiert und durchgeführt und Erheber ausgebildet.

Im Nachfolgeprojekt, 2014 bis 2018, wurde dieses System in vielen Regionen Deutschlands eingeführt und weiterentwickelt, insbesondere eine umfangreiche Datenbank online gestellt. Die dritte Projektphase (2018-2022) widmete sich insbesondere der Kommunikation. Mittlerweile ist "Reisen für Alle" in allen 16 Bundesländern eingeführt. Anfang 2024 hat die Bayern Tourist GmbH (BTG) die Rolle als Betreiber, Koordinierungs- sowie Prüfstelle von Reisen für Alle übernommen. Derzeit wird das System inhaltlich und organisatorisch modernisiert. Die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT) spielt die Daten aus. Unter www.germany.travel findet sich die Datenbank auch in englischer Sprache.

Betroffene Ziele für nachhaltige Entwicklung der UN (SDG)